15.02.2012 - Wo Marx Recht hat

 

Haßfurt. Vor einem interessierten Publikum im Hotel „Meister Bär“ begrüßte Joachim Reitz, Vorstand des Linksbündnisses Haßberge, kürzlich den Bamberger Soziologen und Erziehungswissenschaftler Dr. Fritz Reheis zur Vorstellung seines neuen Buches.

 

"Marx ist im Zentrum unserer Gesellschaft angekommen“ stellte der Bamberger Hochschullehrer für Politische Theorie zu Beginn seiner Ausführungen fest. Auch bürgerlichen Kritikern des Kapitalismus sei klar, dass der Kapitalismus an seinem Prinzip kranke und nicht das Maß aller Dinge sei. So werde Marx wieder aktuell.

 

In seinem Vortrag fand der Autor Zustimmung für seine These, dass die Krise des Kapitalismus alle gesellschaftlichen Bereiche erfasse und permanentes Wachstum das ökologische Fundament der Erde bedrohe. Drei Schwerpunkte setzte der Autor. Zunächst stellte er klar, woher Reichtum kommt. Der wahre Grund des Reichtums sei die Ausbeutung menschlicher Arbeit und nicht die Folge höheren Fleißes oder höherer Leistung. Reheis fragte: „Wie fleißig muss jemand sein, der über 17 Milliarden Euro Privatvermögen verfügt, wie es beim reichsten Deutschen Karl Albrecht der Fall ist?“

 

Des Weiteren wandte sich der Autor dem „Sachzwang“ zu, Wachstum als Allheilmittel zu predigen. Unkontrolliertes Wachstum untergrabe die Lebensgrundlagen der Menschen, dieser sei nur noch „Humankapital“. Dieses Prinzip, das Leben auf materiellen Besitz auszurichten, sei in der Gesellschaft tief verankert, was eine „Geiz ist geil“ - Mentalität befördere. So gelte Selbstverwirklichung durch Shopping heute vielen als Fortschrittsfaktor in der Kulturgeschichte des Menschen.

 

Ein abschließender Gedanke beschäftigte sich mit den Grundlagen des Lebens, der Frage des Privateigentums als „Springquellen allen Reichtums“ wie es Marx formulierte. Der Kapitalismus agiere nach dem Prinzip „Schneller, höher, weiter“, die dringliche Frage nach dem „Wohin“ dieses Prinzips werde aber ausgeklammert, Grenzen des Wachstums würden geleugnet.

 

Es könnte die Einsicht reifen, dass die Aufgabe der Wirtschaft nicht Profit durch die zwanghafte Produktion von immer mehr Neuem ist, sondern der Erhalt dessen, was wir zum Leben brauchen. Marx habe erkannt, die Grundlagen des Lebens kreislaufförmig zu organisieren, da sie nur so von Dauer seien. Es gelte also, das Wirtschaften umzuorientieren von der Produktion zur Reproduktion, also den kapitalistischen Wachstumszwang zu überwinden. Nicht die Anhäufung von Gütern und Kapital, sondern die Sorge um die Fruchtbarkeit der Natur und die Lebendigkeit des Menschen könnte Ziel des Wirtschaftens sein.

 

In der sich anschließenden lebhaften Diskussion waren sich die Teilnehmer einig darüber, dass einerseits der Kapitalismus kein Modell für die Zukunft sein könne, andererseits aber die Wege zu einer gesellschaftlichen Veränderung im Marxschen Sinne weit und kompliziert seien. So sei es erforderlich, in gemeinsamen Bewegungen zusammenzufinden, um einen gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen; dazu sei eine Vernetzung kritischer Menschen und Gruppen nötig.

 

zurück

 

Für ein Verbot der Parteien

NPD,

 "Die Rechte",

"Der Dritte Weg"!