09.03.2012 - Solidarität mit Griechenland

 

Ebelsbach. „Eine gesellschaftliche Katastrophe ohne Gleichen“ nannte der deutsch-grieche Jannis Komianos die derzeitige Situation in Griechenland. Der ehemalige IG Metall –Bildungsreferent war auf Einladung des Linken Bündnis Haßberge nach Ebelsbach gekommen, um zum einen um Verständnis für die Sorgen seiner Landsleute zu werben, und zum anderen aber auch an die Verantwortung der Griechen selbst zu erinnern.

 

Der mit seiner Familie in Lohr am Main wohnende Komianos berichtete aus einem Land und einer Gesellschaft, die bereits seit Jahrhunderten auf Kredite und Zuschüsse aus den Industrieländern angewiesen ist, und sich damit abgefunden hatte. Neben einem aberwitzigen Rüstungswettbewerb mit seinem Nachbarn Türkei, was bis heute zu konstant hohen Militärausgaben führt, haben auch die politischen Parteien in Griechenland versagt. Egal welche der beiden großen Parteien nun gerade die Regierung anführte versorgte sie nach einem Wahlgewinn erst ihr jeweiliges Klientel. Es wurde Komianos zufolge weitestgehend verschlafen mit den, besonders seit dem EU-Beitritt 1981 fließenden, Fördergeldern eine nachhaltig stabile Wirtschaft und Infrastruktur aufzubauen, und das „Flakelaki“-Unwesen zu bekämpfen. Komianos übersetzte „Flakelaki“ mit „einem kleinen gefüllten Briefumschlag welcher sowohl Beamte als auch Handwerker erst willig macht, ihre Aufgaben zu erfüllen“. An der aktuellen Finanzierungskrise Griechenlands jedoch tragen auch die Industriestaaten und Banken eine große Schuld. Allen Wirtschaftsfachleuten war klar, dass vor allem politische Gründe den Ausschlag gaben Griechenland in die Eurozone aufzunehmen. Bis vor kurzem waren griechische Staatsanleihen bestens bewertet und ein willkommenes Zinspapier in den Tresoren der Großbanken und Versicherungen.

 

Besonders schlimm trifft diese Krise jetzt allerdings die unteren Einkommensschichten. Merkel, Sarkozy und Kollegen haben der griechischen Regierung Bedingungen für weitere Kredite diktiert, die ausschließlich zu Lasten der kleinen Leute gehen. Renten werden gekürzt, der Mindestlohn auf 3,34€ die Stunde reduziert, Verbrauchssteuern erhöht, das Arbeitslosengeld gekappt und Massenentlassungen durchgeführt. Armut und Hunger kehren nach Griechenland, in die EU zurück. Gleichzeitig reift in der Bevölkerung die Erkenntnis, dass die milliardenschweren Rettungspakete nicht bei ihnen ankommen, sondern nur zur Beruhigung der Finanzmärkte dienen. Auch der geplante Schuldenschnitt ist nicht uneigennützig, bei einer sofortigen Pleite würden die privaten Gläubiger weit mehr Geld verlieren. Für Komianos ist es daher verständlich, das sich die Bevölkerung zur Wehr setzt, und zu 100000den auf die Straße geht. Gewaltexzesse gab es seinen Angaben bislang allerdings nur vor dem Parlament in Athen, in den anderen Städten, so auch in seiner Geburtsstadt Korinth verliefen die Proteste weitgehend friedlich. Dennoch rief Komianos seine Landsleute auf Hilfen der EU zum Aufbau einer leistungsfähigeren griechischen Wirtschaft und Verwaltung anzunehmen, besonders im Bereich des Tourismus und der Landwirtschaft hat Griechenland noch Potenziale die es zu fördern gilt, und gerade hier können auch die Deutschen ihre Solidarität unter Beweis stellen.

 

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Für ein Verbot der Parteien

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