03.11.2012 - Das Linke Bündnis bei der Loacker Demo

 

Es ist Samstag kurz nach 10:00Uhr, ein noch etwas nebliger und dennoch zu erwartend milder Frühherbsttag kündigt sich an. Wie in vielen Dörfern sind auch die Menschen im unterfränkischen Wonfurt geschäftig, es werden die Besorgungen für den Sonntag erledigt, die Straße wird von Unrat und herabfallenden Blättern gereinigt und für einen kleinen Tratsch mit den Nachbarn ist auch noch Zeit. Doch der heutige Tag ist alles andere als normal, nahezu das halbe Dorf ist auf den Beinen, zuerst Richtung Kirche, und anschließend mit Transparenten und Trillerpfeifen bewaffnet Richtung Gewerbegebiet. Was ist geschehen, was treibt die Menschen auf die Straße und die ansonsten eher gelassene fränkische Seele in eine solche Wallung?

 

Nun begonnen hat das Ganze im Jahre 2007, als die österreichische Firmengruppe Loacker einen bestehenden Recyclingbetrieb für Kabelschrott in Wonfurt übernahm, vergrößerte, und auch eine überdachte Anlage zur Aufbereitung von Kabel- und Elektroschrott anbaute. An und für sich eine gute Sache sagten sich damals die Wonfurter, die Gewerbesteuereinnahmen gingen nach oben, 37 halbwegs sichere Arbeitsplätze wurden geschaffen, und die Wiedergewinnung von Rohstoffen ist nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch eine feine Sache. Doch gerade beim letzten Punkt wurden die Zweifel allmählich größer. Immer wieder kam es zu zunächst unerklärlichen Krankheitsbildern im Umfeld des Gewerbegebietes. Als dann auch noch desöfteren Staubablagerungen festgestellt wurden fiel ein erster Verdacht auf das Recyclingunternehmen in der Nachbarschaft. Richtig verärgert wurden die Dorfbewohner allerdings durch beschwichtigende Meldungen seitens der Betreiberfirma und des Landratsamtes Haßberge in Folge diverser Feuerwehreinsätze auf dem Werksgelände. Nach jedem Brand wurde lautstark verkündet, dass keinerlei Giftstoffe ausgetreten seihen, und man alles unter Kontrolle habe. Seit dem wechseln sich widersprüchliche Untersuchungen, Gutachten und Anordnungen ab, obwohl das Landratsamt Haßberge am 26.05.2011 Staubproben vom Dach des unmittelbar benachbarten Grundstücks entnehmen, und durch das Landesamt für Umweltschutz auswerten lies. Sie wiesen höhere Gehalte an Schwermetallen, PAK und Dioxinen auf, geändert hat sich jedoch seit dem effektiv nichts.

 

Für die in der Bürgerinitiative „Lebenswertes Wonfurt“ zusammengeschlossenen Bürger war dies Anlass genug ihren Protest am Samstag auf die Straße zu tragen. Unterstützung erfuhren sie hierbei neben zahlreichen Politikern auch von dem Würzburger Allgemeinmediziner Peter Jennrich, der sich das aktuelle humantoxikologische Gutachten des bayr. Landesamtes für Gesundheit und Lebenmittelsicherheit (LGL) vornahm. Zwar meldete das Landratsamt kurz vor Start der Demonstration in Bezug auf diese Studie wieder einmal, dass alle Grenzwerte eingehalten werden, aber bei genauerer Lektüre stellt man fest , dass in der Nähe von Loacker Schwermetalle und Giftstoffe wie Blei, Nickel, Dioxine, Cadmium, Kobalt, Kupfer, Quecksilber zu „vermuten, denkbar oder einfach nur vorhanden“ sind. Außerdem warf er dem LGL vor nur Messungen in der Umgebung vorgenommen zu haben und nicht wie es erforderlich wäre direkt an der Quelle beim Erzeuger oder bei der Abwassereinleitung zum Main hin.

 

Für den erkrankten Bürgermeister der Gemeinde Wonfurt sprachen seine beiden Stellvertreter deutlich die Haltung der Gemeinde aus, welche auch die Schirmherrschaft der Protestaktion übernahm. Dritter Bürgermeister Rudolf Weidenbacher mahnte an, dass die Fa. Loacker trotz zusagen bis heute keine Einhausung ihrer Produktionsanlagen vorgenommen hat, ja sie noch nicht einmal abschließend beim Bauamt beantragt hat. Für DIE LINKE forderte MdB Eva Bulling-Schröter endlich eine Beweislastumkehr gesetzlich zu etablieren, „es könne nicht sein, das die Opfer nachweisen müssen wodurch sie erkrankt sind, während das Unternehmen Loacker nicht einmal die Einhaltung geltender Standards angeben müsse. Standards, die dafür sorgen sollen, dass auch weiterhin Recycling in Deutschland möglich ist, und eben nicht zu den verheerenden Bedingungen wie z.B. in Indien.“ Die Landtagsabgeordneten Bern Weiß (CSU), Christian Magerl (B`90/Grüne) und Sabine Dittmar (SPD) versprachen sich bei der Staatsregierung für eine Aufklärung der Vorgänge einzusetzen. Wobei Weiß sich entschuldigte das Thema in letzter Zeit etwas zurückhaltender angegangen zu sein, was allerdings vor allem auf „sein Verhältnis zu Landrat Rudolf Handwerker“ zurückzuführen sei, wie er vielsagend bemerkte.

 

Zum Abschluss brachte der Sprecher der Bürgerinitiative Peter Werner deren Forderungen noch mal auf den Punkt. „Stopp der Produktion bis alle vermeidbaren Emissionen eingestellt sind, Einschaltung unabhängiger Gutachter, keine vereinfachten Genehmigungsverfahren mehr und eine hundertprozentige Transparenz. Umwelt und Menschen sollen an erster Stelle stehen, nicht der Profit eines einzelnen Unternehmens.“

 

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Für ein Verbot der Parteien

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"Der Dritte Weg"!